Bad Ems

1933: Das Berliner Ärzte-Kommando (Seite 3)

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Dr. Klaues Intrigenspiel spaltet schließlich die Emser Ärzteschaft, es kommt zu ersten heimlichen Annäherungen und Positionskämpfen, nur noch wenige stellen sich offen gegen ihn. Sanitätsrat Dr. Albert Vogler, 15 Jahre später in einem Ermittlungsverfahren von Klaue als „größter Nazigegner von Bad Ems” bezeichnet, bleibt sein ärgster Kontrahent. Er verfasst am 4. Juni 1934 eine Protestschrift über den Fall Klaue, nennt dessen Auftreten in Bad Ems eine „unerhörte Köpenickiade” und ihn einen „Hochstapler”. Klaues Plan, die totale Macht über alle Bad Emser Kollegen zu übernehmen, geht nicht auf. Die Partei entscheidet sich gegen ihn und für einen unverdächtigen Mitbewerber: Dr. Josef Diener, Leiter der in Ems etablierten Staatlichen ärztlichen Untersuchungsanstalt, wird durch Fürsprache von SA-Standartenführer Dr. Seil (Diez) neuer örtlicher Ärzteführer, und er bleibt das bis zum Ende der NS-Herrschaft.

Dr. Klaue betont immer wieder seine hochkarätigen verwandtschaftlichen Beziehungen zu Außenminister Joachim von Ribbentrop (der Minister wurde von einer gleichnamigen Adligen adoptiert und trug seitdem das „von”) und dem späteren Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel (seit 1938 Chef des Oberkommandos der Wehrmacht). Tatsächlich ist Klaue über seine Großmutter mütterlicherseits (Hedwig Freifrau von Seckendorff, geb. Ribbentrop) mit dem späteren NS-Außenminister und früheren Sektvertreter verwandt. Klaues Mutter ist bei einer Tante Ribbentrop aufgewachsen, aber es bestanden keine besonderen Familienbeziehungen, meint ein Angehöriger der Linie Seckendorff. Er ergänzt: Klaue kannte von Ribbentrop persönlich, weil er in seiner Berliner Zeit Ribbentrops Hausarzt Dr. Kleeberger vertreten hat. Auch zu Keitel bestehen wirklich verwandtschaftliche Beziehungen, Hitlers ranghöchster Heerführer und Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, ist mit der Familie Klaue verschwägert.

Klaue, ein wortgewandter Mediziner mit philosophischen Ambitionen, hat zwei Hobbys: er liebt schöne Autos, fährt extravagante Fahrzeuge und ist seit 1939 stolzer Besitzer eines karminroten Cabriolets der Marke „Opel Admiral”. Nicht jeder Arzt kann sich solch einen Sechszylinder leisten, mancher Bad Emser Kollege radelt zu seinen Patienten. Noch mehr liebt Dr. Klaue seine außergewöhnliche Schmetterlingssammlung, Raritäten aus aller Welt füllen die Schaukästen, der Arzt pflegt regen Kontakt zu gleich gesinnten Experten...