Bad Ems

1933: Das Berliner Ärzte-Kommando (Seite 2)

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Nach Anweisungen aus Berlin leitet Dr. Klaue am 15. Mai 1933 eine Ärztesitzung im Haus Panorama, den Einheimischen vertraute Mediziner werden von ihm kaltgestellt, andere danach bespitzelt. Begleitet von SA- und SS-Leuten erscheint der aus Dr. Contis Zentrum der Macht entsandte „Vollstrecker” vor den Wohnungen von Dr. Ferdinand Stemmler (Mainzer Straße 1), Dr. Feigen (Alexanderstraße) und Dr. Barthels (Viktoriaallee 17), er lässt ihre Praxen besetzen, beschlagnahmt Unterlagen des Ärztevereins, von Sanatorien und Kureinrichtungen. Die betroffenen Mediziner müssen ihre Ämter im Vorstand der Emser Ärzteschaft niederlegen, Feigen wird vom Vorsitz der „Nassauischen Hospitalbadstiftung” entbunden. Klaue übernimmt in beiden Institutionen sowie im Künstler- und Gelehrtenheim „Vier Türme” die Kontrolle, Dr. Siegfried Cohn, der ebenfalls der Ärzteorganisation angehört, wird als „Jude” total ausgegrenzt. Dr. Klaues geschiedene Ehefrau Lili erinnert sich 1997 in einer Korrespondenz mit dem Buchautor: Wirklich bedrückend und scheußlich war für mich die „Arisierung”, insbesondere die Tätigkeit meines Mannes bei der Arisierung der Ärzteschaft. In einem Ehrengerichtsverfahren kann sich die Emser Ärzteschaft noch einmal gegen das rigide Vorgehen des Zugereisten wehren, wegen „Parteischädigendem Verhalten” und „persönlicher Vorteilnahme” wird Dr. Klaue für zwei Jahre aus der NSDAP ausgeschlossen. Doch dieses Urteil wird bald aufgehoben, der braune Machtapparat rehabilitiert Klaue, und er vollendet seine Machtspielchen.

Der Nationalsozialistische Ärztebund ignoriert weitere Proteste und Eingaben aus Ems, er erhöht den Druck und droht am 11. Mai 1934 den Emser Ärzten in einer schriftlichen Mitteilung: PG. Dr. Klaue hat durchaus in seiner Eigenschaft als Kommissar richtig gehandelt. Es ist dies durch mehrere Schreiben von zuständigen Stellen belegt worden. Die Emser Ärzte, von denen kein einziger, außer PG. Dr. Klaue, vor der Machtübernahme bei der Partei war und größtenteils im Fahrwasser des Zentrums und ähnlichen Parteien schwammen und Resolutionen gegen einen nationalsozialistischen Kommissar zusammen mit Juden unterschrieben, haben heute nicht das Recht, diesem Kollegen unnationalsozialistisches Verhalten vorzuwerfen und ihn wirtschaftlich zu schädigen. Wie uns Dr. Klaue mitteilt, ist er in diesen Tagen nach Bad Ems zurückgekehrt. Ich bitte Sie dringend, damit Sie uns nicht zwingen, weitere Schritte zu unternehmen, sich an die Weisungen des Ihnen übersandten Briefes zu halten.

Eine Woche zuvor, am 2. Mai 1934, hatte der aus Berlin nach Ems entsandte Regierungsrat Dr. König eine „eidesstattliche Versicherung” für seinen Schützling Klaue abgegeben: Im Auftrag des Herrn Ministerialrat Dr. Conti war ich am 26.4. mit Herrn Ministerialdirektor Weyhe vom Preußischen Finanzministerium in Bad Ems. [...] Mit der ärztlichen Gleichschaltung beauftragte ich meinen Kollegen und Kameraden Dr. Klaue, Bad Ems, als einzigen nationalsozialistischen Arzt am Platze. Dieser legte mir außerdem eine Vollmacht des Gauobmannes des NSDäB in Frankfurt/M vor, nach der er durch diese Stelle ebenfalls bereits mit der ärztlichen Gleichschaltung im Namen des Herrn Ministerialrat Dr. Conti betraut war. [...] Da Dr. Klaue geltend machte, daß ihm nationalsozialistische Ärzte nicht zur Verfügung ständen und er einen ganzen Kurort nicht allein versorgen konnte, so sollten zunächst zwei Institutionen von ihm gleichgeschaltet werden, für welche besonders dringende Bedingungen vorlagen. Es waren die öffentlich rechtliche Stiftung „Panorama” und das Künstler- und Gelehrtenheim „Viertürme”, das unter Leitung eines in Frankreich lebenden Juden stand. Zu den Ehrenmitgliedern dieses letztgenannten Heimes zählten schlimmste Marxisten und auch der Vorstand wurde von der Partei abgelehnt. [...] Herr Klaue hat außerdem damals den Auftrag erhalten, die jüdischen Ärzte von dem neu zu gründenden arischen Badearztverein fernzuhalten und nach Möglichkeit in der Liste der Badeärzte nicht aufzuführen.

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