Bad Ems

1925: Noch sind die Nazis weit weg (Seite 2)

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NS-Größen übernachten und treffen sich zu Besprechungen in Kreidels Wohnung in der Nassauer Späthe-Straße 4, unter anderen Hermann Göring, Kölns Gauleiter Josef Grohé, der spätere DAF-Chef Dr. Robert Ley und der Frankfurter Gauleiter Jakob Sprenger. Am 28. November 1926 wird Georg Kreidel während einer NSDAP-Mitgliederbesprechung des Gaues Rheinland in der Bonner Beethovenhalle Adolf Hitler als zäher Kämpfer vorgestellt. Vier Wochen zuvor organisiert er mit neun Gesinnungsgenossen einen „Deutschen Tag” in Nassau, man rechnet mit regem Zuspruch, ordert das größte Festzelt der Region und zwei Marschkapellen. Als prominente Gäste sind die damaligen NS-Größen Robert Ley und Gauleiter Josef Grohé (Köln) gekommen, als Gastredner der NS-Publizist Gottfried Feder sowie der Nürnberger SA-Gruppenführer und „Stürmer”-Redakteur Karl Holz. Zunächst fahren sie nach Singhofen, dort findet am Morgen des 30. Oktober ein Feldgottesdienst an der Maleiche statt. Aber die mit großem Engagement aufgezogene Veranstaltung in Nassau endet als finanzielles Fiasko. Ein schweres Unwetter rast durch das Lahntal, es regnet in Strömen, der Kundgebungsort am Lahnufer unterhalb der Kettenbrücke versinkt in Schlamm und Wasser. Nur wenige Nassauer kommen zu dem nass-kalten Ereignis, vorwiegend angereiste Parteigenossen drücken die Festzeltbänke, die Kosten übersteigen die Einnahmen, am Ende fehlen den Organisatoren 900 Mark. Zu jener Zeit ist das viel Geld, vier Jahre vergehen bis die Schulden abgestottert sind.

Der Nassauer Korrespondent des Emser Anzeigers schreibt über die gescheiterte Tagung: Die Teilnahme der hiesigen Einwohnerschaft an der Veranstaltung war im Allgemeinen gering. Nur wenige Freunde der Partei hatten ihre Häuser mit Fahnen geschmückt. [...] Was die Veranlassung gegeben hat, unsere Stadt mit der Veranstaltung zu beglücken, mag dahingestellt sein. Der unbeteiligte Beobachter kann lediglich feststellen, dass von einem Erfolg nicht gesprochen werden kann...